Lisa Gutfleisch (24 Jahre) startet als gebürtige Heidelbergerin seit ihrer Jugend sehr erfolgreich für den Heidelberger Ruderklub 1872. Wir konnten mit Lisa zwischen zwei Trainingseinheiten sprechen.

Hallo Lisa, schön, dass Du Zeit für ein Interview zwischen den Trainingseinheiten gefunden hast. Du hast früh mit dem Rudersport begonnen und schnell erste Erfolge erzielt …
„Ja, mit 17 Jahren wurde ich Teil der deutschen Nationalmannschaft und habe Deutschland auf zahlreichen inter-nationalen Regatten im U19/U23 vertreten. Nach meinem Abitur ging ich dann zum Studieren in die USA.“

Das war dann ja ein kompletter Szenenwechsel und weit von der Deutschen Nationalmannschaft entfernt. Was hat Dich zu diesem Schritt motiviert und wie hat das dann mit der Nationalmannschaft funktioniert?
„Ich fand es sehr attraktiv, dass man in Amerika das Studium und das Rudern auf hohem Niveau besser kombinieren kann, da die Uni einem hilft, beides perfekt zu koordinieren. Auch wollte ich mein Englisch zu verbessern, mal aus Heidelberg herauszukommen und gerne mit einem großen Team trainieren. Zunächst war ich 2 Jahre auf der Washington State University, dann 3 Jahre auf der University of Texas in Austin. Dort habe ich 2022 meinen Bachelor in Nachhaltigkeit und Geografie absolviert und bin insgesamt zwei Mal National Champion mit der Uni geworden. Dennoch bin ich in den Semesterferien regelmäßig nach Deutschland zurückgekommen, um mich für internationale Regatten im U23-Bereich der Nationalmannschaft zu qualifizieren und an ihnen teilzunehmen.“

Jetzt bist Du zurück in Deutschland und hast Berlin als Standort gewählt? Was war für Deine Wahl entscheidend?
„Nach meinem Uni-Abschluss bin ich direkt nach Berlin gezogen, da hier der Stützpunkt des Deutschen Ruderverbandes für den Frauen Skull- und Riemen-Bereich ist. Zunächst im Skullbereich aktiv, bin ich später in der Saison 2022 im Frauen-Achter mitgefahren und habe dort an meiner ersten Senioren EM teilgenommen. Nach einem langen Herbst, weiteren Tests und Trainingslagern Anfang des Jahres, konnte ich mich weiter im Skull Team hocharbeiten.“

Du hast Dein Leben damit komplett auf den Rudersport ausgerichtet. Was motiviert Dich?
„Mein großes Ziel sind die Olympischen Spiele. Mit neu erzielten persönlichen Bestwerten wurde ich als eine von acht aus 12 Athletinnen ausgewählt, um das Deutsche Skull Team zu vertreten. Das hat mich sehr gefreut, da mir das Skullen generell mehr Spaß macht und man durch die Leistungen der vergangenen Jahre dem Team mehr Erfolgschancen zuspricht. Auf der Deutschen Kleinboot Meisterschaft wurde meine Leistung im Einer auf die Probe gestellt und ich konnte zeigen, dass ich mit international sehr erfolgreichen Sportlerinnen mithalten kann. Nach weiteren Leistungsüberprüfungen bin ich aktuell die erste Ersatzfrau des Deutschen Skull-Teams. Diese Position möchte ich natürlich verbessern und dafür braucht es neben viel Trainingseinsatz auch bestes Material, sprich einen neuen Renneiner der Empacher-Werft aus Eberbach.“

Wie sieht eine typische Trainingswoche bei Dir aus?
„In der Regel haben wir zweimal am Tag Training. An manchen Tagen teilweise auch eine dritte Dehn- oder Stabi-Einheit. Morgens ist eigentlich immer Rudern (90min) angesagt und die zweite Einheit variiert zwischen langem Wattbike-/ Rennrad-Einheiten, Krafttraining dreimal die Woche oder einer weiteren Rudereinheit. Am Wochenende werden regelmäßig Belastungen gefahren, die anschließend mit regenerativem Sport kompensiert werden.“

In einem normalen Job ist ein derartiges Trainingspensum nicht möglich, oder?
„Nein, als Kaderathletin wird meine sportliche Karriere maßgeblich durch die Bundeswehr ermöglicht und finanziell unterstützt. Seit Januar 2023 bin ich Sportsoldatin und sehr dankbar für diese Möglichkeit.“

Lisa, Du bist mit 24 Jahren als Hochleistungssportlerin noch jung. Wie ist Dein Plan, falls es mit der Olympiateilnahme 2024 in Paris nicht klappen sollte (Was wir nicht hoffen wollen)?
„Ich werde weiterhin alles geben, um in einem der Boote für Deutschland zu sitzen und bei den Olympischen Spielen in Paris 2024 teilzunehmen. Dort soll meine Reise aber nicht aufhören. Ich brenne für meinen Sport und das nachfolgende Ziel ist die Olympiade vier Jahre später in Los Angeles. Dort wird die Streckenlänge nur noch 1.500m betragen, was mir als Sprinttyp zu Gute kommen wird.“

Liebe Lisa, vielen Dank für Deine Zeit und das Interview. Wir drücken die Daumen für Paris 2024 und wünschen Dir für die Zukunft viel Erfolg!