Kein Ärger, kein Frust, nein! „Wir sind mit unserer Leistung zufrieden. Vor ein paar Wochen hätten wir nicht gedacht, dass wir überhaupt so weit kommen“, resümiert Pauline Sauter sachlich und vielleicht auch etwas erleichtert den 4. Platz bei der WM in Račice, Tschechien.

Dabei hatte sich Sauter mit ihrer Ruderkameradin Rieke Hülsen (TSV Otterndorf) doch erst Mitte vergangener Woche mit der zweitschnellsten Vorlaufzeit direkt für das Finale in der Disziplin leichter Doppelzweier qualifiziert. Und auch bei den Juniorenmeisterschaften im Juni erruderte das Duo Platz 1. Die Edelmetallspur war also gelegt, die Hoffnung auf „mehr“ durchaus vorhanden. Schließlich wollten die beiden Sportlerinnen genau so Schlag auf Schlag fortfahren und (den anderen) davonfahren.

Und dennoch: „Die Konkurrenz war extrem stark“, meint Sauter. Und überraschend, wie man im Rennen sehen konnte. So kam es erst einmal zu einem Fehlstart – nicht gerade ein Manöver, dass die Nerven der Deutschen beruhigte. Alle noch mal zurück auf ihre Plätze, fertig – los!

Bis zur 500-Meter-Marke der zu bewältigenden 2000-Meter-Strecke lag das Feld noch dicht beisammen. Doch auf der zweiten Teilstrecke gaben die Italienerinnen richtig Gas – setzen sich mit einer Bootslänge von der Konkurrenz ab. Auf die zweite Streckenhälfte ging das deutsche Boot als Vierter mit mehr als vier Sekunden Rückstand – und konnte diesen nicht mehr aufholen.

Spannend wurde es indessen für die Konkurrenz auf den letzten 500 Metern: Das bis dahin führende italienische Boot musste dem hohen Kraftaufwand Tribut zollen und die Türkinnen, die neuen U23-Weltmeisterinnen, vorbeiziehen lassen. Deutschland beendete die WM auf dem 4. Platz. Bugfrau Rieke Hülsen sorgte unmittelbar nach dem Rennen für einen Schreckmoment, war am Ende ihrer Kräfte. Ein Motorboot fuhr zu dem deutschen Empacher-Zweier, wollte nachschauen, was los war. „Rieke ging’s nach der Regatta nicht so gut“, erklärt Sauter, beruhigte aber sofort: „Jetzt ist alles wieder okay. Wir lassen es uns jetzt erst mal gut gehen.“

Das heißt für die beiden Leichtgewichtsruderinnen auch: Essen, was und vor allem wie viel sie wollen. Denn als Leichtgewichtsruderin darf Frau im Mannschaftsboot die 57-Kilo-Marke nicht überschreiten, Männer 70 Kilogramm. Das heißt wiegen, Diät halten und trotzdem Muskeln aufbauen. Ein physischer wie psychischer Spagat.

Für die 20-jährige Sauter, die in Heidelberg Biowissenschaften studiert, stehen die nächsten Wochen nun erst mal ganz alltägliche Dinge an, abseits der Ruderwassers: Freunde besuchen, für Klausuren lernen und vielleicht ein bisschen urlauben. „Mal sehen“, will sich Pauline Sauter dabei keinen Stress machen.

Von Katharina Eppert